7 Tipps um Kinder emotional zu stärken

Möchtest du ein selbstbewusstes und souveränes Kind, welches gut mit schwierigen Situationen umgehen kann? Ein Kind, welches sich von Frust, Trauer und Ärger schnell wieder erholt?

All das ist möglich, indem du dein Kind emotional stärkst. Wie dies praktisch umsetzbar ist, erfährst du in diesem Artikel.

Kinder zeigen wie stark sie sind

By MELLINA ZIMMERMANN

Was bedeutet emotionale Stärke?

Wir alle erleben Rückschläge, grosse Herausforderungen und schwierige Zeiten. Emotional starken Menschen fällt der Umgang mit diesen Situationen viel leichter. Wie bei allen Eigenschaften bringt das Kind eine bestimmte Ausprägung schon durch seine Gene mit. Diese bestimmt, wie leicht es wird, diese zu entwickeln. Möglich ist dies mit unserer Unterstützung für praktisch jedes Kind.

Die Eltern helfen dem Kind den Umgang mit Emotionen zu lernen. Im Laufe der Kindheit können sie dies immer besser. Doch dauert es Jahre bis Kinder ihre Gefühle nur schon erkennen und benennen können.

Warum Kinder emotional stärken

Wäre es denn nicht möglich das Kind einfach machen zu lassen, damit es lernt seine Emotionen selbst zu regulieren?

So einfach dies klingt, hat dies kaum die erhoffte Wirkung. Wenn Kinder keine Unterstützung erhalten im Umgang mit ihren Emotionen oder sie sogar kritisiert werden, wenn sie Gefühle zeigen, kann dies kontraproduktiv sein. So lernen sie eher diese zu verdrängen statt einem gesunden Umgang. Auf Dauer funktioniert das Verdrängen jedoch nicht. Die Emotionen werden sich ein anderes Ventil suchen, beispielsweise durch Aggressionen oder in einer Krankheit.

Die Strukturen im Gehirn müssen sich erst noch ausbilden. Durch eine liebevolle Unterstützung der Eltern werden sich Verknüpfungen bilden, die helfen kompetent mit Emotionen umzugehen. Auf diesen kann das Kind dann weiter aufbauen.

Ein Kind welches einen guten Umgang mit seinen Emotionen lernt, ist besser für sein Leben vorbereitet und wird insgesamt glücklicher sein.

7 Tipps um Kinder emotional zu stärken

Kinder emotional stärken #1 – Beobachten

Es ist nie zu früh, um mit dem Beobachter der Emotionen deines Kindes zu beginnen. Achte dich bewusst darauf, wie dein Kind auf bestimmte Situationen reagiert und welche Gefühle es zeigt.

Beobachte auch dich selbst. Oft sind wir uns selbst wenig über unsere Emotionen bewusst. Hinter der Wut kann oft eine andere Emotion stehen oder auch ein unbefriedigtes Bedürfnis. Wenn wir bei uns selbst lernen hinzuschauen, welche unbefriedigten Bedürfnisse oder Ereignisse unsere Gefühle auslösen, dann wird uns dies auch beim Kind besser gelingen.

Kinder emotional stärken #2 – Ernst nehmen

Wenn sich das Kind über etwas aufregt, was in unseren Augen eher harmlos ist, lassen wir uns zu Aussagen hinreissen wie: “Ist doch gar nicht so schlimm!” oder “Du brauchst keine Angst zu haben.”. Dabei wissen wir gar nicht, wie sich eine Situation für das Kind anfühlt. Jeder Mensch ist anders und empfindet Dinge unterschiedlich.

Ob sein Schokoriegel zerbrochen ist und es ihn deswegen nicht mehr essen möchte oder ob es sich wirklich verletzt hat – im Kinderhirn können die Signale sehr ähnlich sein.

Kinder wollen mit ihrem Verhalten nicht die Eltern nerven oder ärgern, sondern drücken ihr Unwohlsein aus. So hilft es nicht einem gelangweilten Kind zu sagen, es solle endlich ruhig sein, man sei ja bald da. Viel besser wäre es, zu sagen: “Ist dir langweilig, möchtest du ein Spiel spielen?”

Kinder emotional stärken #3 – Da sein

Die wichtigste Grundlage zur Entwicklung emotionaler Kompetenz ist die Sicherheit geliebt zu werden, egal was passiert. Dies kannst du ermöglichen, indem du die Liebe für dein Kind nicht an Bedingungen knüpfst und auf eine gute Beziehung setzt. Eine sichere Bindung bildet die beste Grundlage, um mit schwierigen Emotionen umgehen zu können.

Die Aufgabe der Eltern soll es nicht sein, dem Kind den Schmerz abzunehmen, sondern in dieser schwierigen Emotion da zu sein. Bei dem Beispiel mit dem Schokoriegel bedeutet dies, das Kind zu trösten, weil der Schokoriegel zerbrochen ist und nicht ihm einen neuen zu kaufen. So lernt es diese Emotion kennen und mit der Zeit auch zu erkennen, dass solche Emotionen wieder vorüberziehen.

Biete dem Kind Nähe an. Vielleicht möchte es diese zum Beispiel in einem Wutanfall nicht annehmen, bleibe trotzdem in der Nähe und schaue es wohlwollend an. Wenn es mag, kann es dann zu dir kommen und sich mit deiner Hilfe noch fertig beruhigen.

Kinder emotional stärken #4 – Alle Gefühle sind wichtig

Wir neigen dazu uns über die positiven Gefühle unserer Kinder zu freuen und die negativen möglichst schnell loswerden zu wollen. Doch brauchen Kinder für eine gute Entwicklung ihrer emotionalen Kompetenz beides. Es gibt kein Richtig oder Falsch bei Gefühlen.

Ein Kind soll alle Gefühle zeigen dürfen, ohne dass diese gewertet werden. Auch soll es dies auf seine persönliche Weise tun, egal ob laut oder leise. Nur durch das Spüren der Emotion kann es lernen diese zu erkennen und mit ihr umzugehen.  

Unterschied zwischen Gefühlen und Verhalten

Wichtig ist es, klar zwischen Gefühlen und Verhalten zu unterscheiden. Während alle Gefühle ok sind, so ist nicht jedes Verhalten in Ordnung. Gemeinsam müssen Wege gefunden werden, wie Emotionen so gelenkt werden können, dass keine Personen oder Dinge dabei zu schaden kommen. Vielleicht hilft es bei einer grossen Wut beispielsweise zu stampfen, in ein Kissen zu schreien oder eine Rückzugsmöglichkeit zu schaffen, wo das Kind zur Ruhe kommen kann.

Kinder emotional stärken #5 – Benenne die Emotionen

Kleine Kinder wissen noch nicht, was da genau passiert, wenn sie traurig oder wütend sind. Sie fühlen sich nur schrecklich und möchten schreien. Als Eltern können wir helfen diese Emotionen schneller benennen zu lernen, indem wir sagen, welche Gefühle wir erkennen können, sowie die Ursache dafür. 

Sage zum Beispiel: “Du fühlst dich traurig, weil dein Schokoriegel zerbrochen ist.” So lernt das Kind langsam Gefühle zu interpretieren. Sei danach einfach für das Kind da, zu viele Worte braucht es nicht. Oft genügt das Benennen und Da sein schon, um die Emotion zu verarbeiten.

Damit das Kind die ganze Palette an Gefühlen kennenlernt, benenne auch positive Gefühle. Grössere Kinder können ein Plakat oder Karten basteln mit Smilies, welche die verschiedenen Emotionen zeigen. Mit diesen können sie dann üben zu erkennen, wie sie sich gerade fühlen. Es kann auch helfen Emotionen mit Hilfe eines Buches zu betrachten. Empfehlenswert sind „Weinen, lachen, wütend sein – dafür bin ich nicht zu klein!“ und „Ein Dino zeigt Gefühle”. 

Kinder emotional stärken #6 – Sei ein Vorbild

Achte dich, wie du selbst mit deinen Emotionen umgehst. Kinder lernen am meisten durch das Kopieren unseres Verhaltens. Das bedeutet nicht, dass du in deiner Mitte Ruhen musst, wenn um dich herum das Chaos ausbricht. Du kannst ruhig wütend werden, doch statt jemanden anzuschreien sage, dass du wütend bist und was du nun tust, damit diese Wut wieder weggeht. Dies könnte sich dann so anhören: “Dass du die Wand angemalt hast, macht mich sehr wütend. Darum werde ich mich nun hinsetzen, die Augen schliessen und erst mal tief atmen”.

Wenn das nicht gelingt, dann ist das nur menschlich. Wenn du dein Kind angeschrien hast, dann erkläre ihm hinterher, warum du wütend wurdest und entschuldige dich für den Wutausbruch. Ein grösseres Kind könntest du sogar fragen, ob es auch schon so wütend wurde und was ihm dann geholfen hat sich zu beruhigen.

Kinder emotional stärken #7 – Lösungsansätze gemeinsam suchen

Je nach Alter des Kindes können gemeinsam Lösungsansätze gesucht werden, wie mit Emotionen besser umgegangen werden kann. Vielleicht möchte das Kind, wenn es traurig ist ein bestimmten Plüschtier zum Trost bei sich haben oder wenn es wütend ist “Hampelmänner” machen bis es sich wieder besser fühlt.

Versuche nicht deinem Kind die negativen Emotionen zu ersparen oder es immer davon abzulenken, wenn es sich nicht gut fühlt. Wenn du das Problem für das Kind löst, dann wird es nicht lernen dies selbst zu tun. Je öfter es dem Kind gelingt mit schwierigen Emotionen umzugehen, desto mehr Vertrauen hat es darin, dass ihm dies auch in Zukunft gelingen wird. Auch wird es immer besser darin eigene Wege zu finden.

Es kann anstrengend sein, Kinder so in ihrer emotionalen Entwicklung zu stärken. Doch wird dir dieser Aufwand später wieder zu Gute kommen. Dein Kind wird rascher lernen mit seinen Emotionen umzugehen und braucht dich dazu immer weniger. Und welche Eltern möchten nicht sehen, dass ihre Kinder zu starken Erwachsenen heranwachsen, die gut mit den Herausforderungen des Lebens klar kommen können.